Frage 1: Wie lange dauert eine HAZID-, HAZOP- oder FMECA-Analyse?
Die Dauer einer HAZID-, HAZOP- oder FMECA-Analyse kann stark variieren – abhängig von der Komplexität des Systems, dem Umfang der Analyse und dem Grad der Vorbereitung. Hier ein allgemeiner Überblick:
HAZID (Hazard Identification)
Ziel: Frühzeitige, übergeordnete Identifikation potenzieller Gefahren
Dauer:
- Kleines System: 0,5–1 Tag
- Mittleres System: 1–2 Tage
- Großes oder komplexes System: 3–10 Tage
Teamgröße: 5–10 Personen
Hinweis: Wird häufig in Konzeptstudien oder frühen Projektphasen eingesetzt.
HAZOP (Hazard and Operability Study)
Ziel: Detaillierte, systematische Analyse von Prozessabweichungen und Risiken
Dauer:
- Faustregel: mehrere Stunden pro P&ID-Knoten
- Kleine Einheit: 3–5 Tage
- Große Anlage: mehrere Wochen (in Sitzungen aufgeteilt)
Teamgröße: 6–10 Personen
Hinweis: Zeitintensiv, aber sehr detailliert – eine gute Vorbereitung kann die Dauer deutlich reduzieren.
FMECA (Failure Modes, Effects and Criticality Analysis)
Ziel: Systematische Analyse von Ausfallarten und deren Auswirkungen
Dauer:
- Einfaches Bauteil/System: 1–2 Tage
- Komplexes System (z. B. Luft- und Raumfahrt, Automobil): mehrere Wochen
Teamgröße: 3–8 Personen
Hinweis: Ebenfalls zeitintensiv, aber sehr gründlich – gute Vorbereitung zahlt sich aus.
Faktoren, die die Dauer beeinflussen:
- Anzahl der Knoten oder Komponenten
- Komplexität des Prozesses oder Systems
- Erfahrung und aktive Beteiligung des Teams
- Qualität der vorhandenen Dokumentation
- Qualität und Tiefe der Vorbereitung
Frage 2: Was zeichnet eine gute Moderation aus?
Unterstützung vor dem Workshop
- Klärt gemeinsam mit dem Auftraggeber Ziele, Umfang und Erwartungen
- Prüft vorhandene Unterlagen (z. B. R&I-Fließbilder, Prozessbeschreibungen, Sicherheitsdaten)
- Unterstützt bei der Auswahl und Bestätigung der relevanten Teilnehmer
- Bietet bei Bedarf kurze Einführungen oder Schulungen zur Methodik an
- Erstellt eine realistische Zeitplanung
- Schafft bereits im Vorfeld eine kooperative und zielgerichtete Arbeitsatmosphäre
Vorbereitung
- Ist mit dem Prozesssystem und den relevanten Unterlagen vertraut
- Kennt die Teilnehmer und ihre jeweiligen Rollen
- Erstellt eine klare Agenda
Methodenkompetenz
- Verfügt über fundiertes Wissen zur gewählten Methodik
- Kann die Methode verständlich und praxisnah erklären
- Erkennt methodische Lücken oder Fehler in der Analyse
Moderationskompetenz
- Führt die Sitzung strukturiert und zielorientiert
- Bleibt in Diskussionen neutral und objektiv
- Fördert die aktive Beteiligung aller Teammitglieder
- Geht souverän mit Meinungsverschiedenheiten um
- Achtet auf die Einhaltung des Zeitrahmens
Kommunikation
- Stellt gezielte, offene Fragen
- Hört aktiv zu und fasst Beiträge klar zusammen
- Vermeidet unnötigen Fachjargon und sorgt für Verständlichkeit
- Fördert eine respektvolle und inklusive Gesprächskultur
Dokumentation
- Sorgt für vollständige und nachvollziehbare Protokollierung aller Ergebnisse
- Erkennt fehlende Informationen und fordert gezielt nach
- Koordiniert die Nachverfolgung von Maßnahmen (inkl. Verantwortlichkeiten und Fristen)
Nachbereitung
- Gibt Rückmeldung zur Sitzung und zu den nächsten Schritten
- Reflektiert die eigene Moderationsleistung
Weitere Aspekte (optional, aber wertvoll)
- Stellt die Verbindung zu anderen Risikoanalysen sicher (z. B. LOPA, SIL)
- Fördert Lernen und Kompetenzaufbau im Team
- Passt die Methodik bei Bedarf an komplexe oder nicht standardisierte Systeme an
- Nutzt digitale Tools und visuelle Hilfsmittel effektiv
- Holt Feedback ein und leitet daraus Verbesserungen für zukünftige Workshops ab
Frage 3: Warum braucht es sowohl einen Moderator als auch einen Protokollanten (Scribe)?
Eine häufig gestellte Frage – und eine sehr gute! Die Rollen von Moderator und Protokollant in strukturierten Risikoanalysen wie HAZOP, HAZID oder FMECA sind klar voneinander abgegrenzt, aber eng miteinander verzahnt. Beide Funktionen sind essenziell für den Erfolg der Sitzung – aus folgenden Gründen:
Unterschiedliche Schwerpunkte
Moderator: Leitet die Diskussion, führt das Team methodisch durch den Analyseprozess, stellt gezielte Fragen und sorgt für aktive Beteiligung sowie einen strukturierten Ablauf.
Protokollant: Dokumentiert die Diskussion in Echtzeit – präzise und nachvollziehbar. Erfasst Abweichungen, Ursachen, Konsequenzen, Schutzmaßnahmen und empfohlene Maßnahmen.
Kognitive Entlastung
Die Moderation einer strukturierten Risikoanalyse erfordert volle Konzentration – insbesondere bei komplexen Systemen und dynamischen Gruppendiskussionen.
Würde der Moderator zusätzlich protokollieren, würde dies seine Aufmerksamkeit teilen – auf Kosten der Qualität von Moderation und Dokumentation.
Qualität und Effizienz
Ein dedizierter Protokollant stellt sicher, dass die Dokumentation vollständig, konsistent und nachvollziehbar ist.
So kann sich der Moderator ganz auf den Ablauf konzentrieren, Diskussionen am Laufen halten und Engpässe vermeiden.
Zusammenarbeit in Echtzeit
Moderator und Protokollant arbeiten als eingespieltes Team:
- Der Moderator kann Pausen einlegen, damit der Protokollant aufholen kann.
- Der Protokollant kann Unklarheiten ansprechen oder gezielt nachfragen.
- Gemeinsam stellen sie sicher, dass keine wichtigen Informationen verloren gehen.
Das Ergebnis: Bessere Resultate
- Schnellere Sitzungen durch klare Rollenverteilung
- Hochwertige Dokumentation – entscheidend für Audits, Nachverfolgung und Sicherheitsnachweise
- Höhere Beteiligung der Teilnehmer, da der Moderator sich auf Menschen statt auf Papierarbeit konzentrieren kann